Die Sonntagspredigt vom 12. Oktober 1997

Arthur Heilmann (Theologe):

Traum + Wirklichkeit

Liebe Freunde,

Ist der Traum wirklich? Oder die Wirklichkeit nur ein Traum?
Träume sind Schäume. Ausgeträumt! Der Traum vom Glück. Wir träumen.... ein traumhaftes Leben mit unserem Traumpartner. Die Traumhochzeit des Traumpaares Charles + Diana. Wir leben in unserer Traumvilla, haben einen Traumjob und traumhafte Kinder. Dann der Alptraum! Sagen die Zeitschriften. Wir lesen es mit Wehmut und Trauer. Wir hängen an unseren Träumen, aber es sind ja nur Träume.
Was hast Du geträumt? Fragt unser Partner. Ich hatte schwere Träume. Sagt eine Freundin. Eva und Robert träumten von großen Glück, vom großen Geld... Ein geliebter Mensch, ein Filmstar, ein Weiser erscheint uns im Traum. Alles schien wirklich, aber es war (leider) nur geträumt. Wenn wir träumen, erleben wir eine andere Wirklichkeit. Carlos Castaneda spricht von der >Kunst des Träumens<.
Vom Traum in die Wirklichkeit! Schon wieder lesen wir in den Zeitschriften: Claudia Schiffers Traumprinz... ein Leben wie im Traum. Das Leben ein Traum? Was sind Träume für uns? Unerfüllbare andere Wirklichkeiten?
In einem Science-Fiction-Film wird mit Träumen geworben: >Erfüllen Sie sich Ihre Träume, fernab von Dreck, Kriegen und schlechtem Wetter in unseren neuen Kolonien auf neuen Planeten...<
Unsere Träume zeigen unsere Sehnsucht nach einem schöneren, besseren, größeren Leben. Unsere Wirklichkeit ist oft nicht so, wie wir sie uns träumen würden. Von was haben wir geträumt in unserer Jugend? Was hat uns wirklich begeistert? Was haben die Menschen verwirklicht, die wir bewunderten als wir jung waren?
Was wollen wir uns erfüllen? Oder lieber im Bereich der Träume belassen? Der Traum, Musiker zu sein, ist vielleicht schöner, als tatsächlich diesen Job zu tun. Die Unsicherheit, die ständige Angst, nicht gut genug zu sein, die ganze Drecksarbeit hinter dem Traumberuf. Wer hoch fliegt, fällt auch tief! Und dann, wenn wir dabei sind, unseren Traum zu leben, wo bleiben dann unsere Träume? Nach was werden wir uns sehnen, wenn der Traum kein Traum mehr ist, sondern Wirklichkeit?
John Lennons Sehnsucht nach dem Eins-Sein kann unsere eigene Sehnsucht sein. Laßt uns beginnen mit dem Eins-Werden und unsere Wirklichkeiten miteinander verbinden, verknüpfen. Laßt uns unsere Träume als unsere andere Wirklichkeit annehmen und in unser Leben mit einbeziehen.
Von was träumen wir heute? Von einer Reise? Vielleicht ist es schwierig in die Karibik zu kommen. Aber möglich, das nächste Wochenende in Berlin zu verbringen. Oder in Bamberg. Oder am Gardasee. Wenn wir vom Fliegen träumen... wie wäre es mit einem Kurs im Gleitschirmfliegen? Man müßte Klavierspielen können ... wir nehmen Unterricht. Ab jetzt! Mieten ein Klavier. Es ist nie zu spät. Wir werden solche Freude haben an unserem Tun + Vorwärtskommen.
Unser Traumpartner? Laßt uns die Augen aufschlagen und unseren Partner ansehen als den, in den wir uns einmal verliebt haben. Wir sehen seine Vorzüge wie am Anfang. Wir setzen die rosarote Brille wieder auf und nehmen ihn wahr wie den Traumpartner, der uns gerade begegnet ist. Er ist es.
Laßt uns unsere Wirklichkeiten wieder zusammenführen und den Traum vom Eins-Sein, vom Glück, Stück für Stück leben. Für uns. Für die Welt.
remember: life is not always as it seems...
.. are you the dreamer? or are you the dreamed?